Mantrailing - Beschäftigung 3

Bina und Loki von "Und täglich grüßt das Lokitier" machen zusammen Mantrailing. Was das ist und wie das genau funktioniert, dass erklären uns die beiden jetzt: 

 

Mantrailing („man“ = Mensch, „trail“ = verfolgen) ist eine Individualgeruchssuche, bei der – anders als bei der Trümmer- oder Flächensuche – immer eine bestimmte Person anhand eines Geruchsträgers gesucht bzw. erschnüffelt wird.

Der Individualgeruch des Menschen besteht aus einer Mischung abgestorbener Hautpartikel, Schweiß und eventuell aufgetragenem Parfum oder Kosmetika. Ein Mensch verliert pro Minute tausende dieser Hautschuppen und legt beim Laufen so eine Spur.

 

Die gesuchte Person ist das „Opfer“. Der Hund bekommt zu Beginn der Suche einen Geruchsgegenstand vor die Nase gehalten. Dies kann ein Kleidungsstück, ein benutztes Taschentuch oder auch „nur“ der Autoschlüssel des Opfers sein. Nun macht aber nicht der Hund die ganze Arbeit alleine. Er und der Hundeführer bilden ein Team. Denn dieser muss die einzelnen Signale des Hundes lesen, deuten und entsprechend reagieren. Zeigt der Hund z.B. an, die Spur verloren zu haben, muss der Hundeführer an einen Ort zurückkehren, an dem der Hund die Spur wiederaufnehmen kann. 

 

Was wird benötigt?

Sowohl Welpen als auch Senioren können zum Mantrailer ausgebildet werden. Je nach Alter und Belastbarkeit werden die Trails länger oder eben kurzgehalten. Der Hundeführer sollte seinen Hund kennen und bei Überforderungsanzeichen eine Pause einlegen oder gegebenenfalls das Training für diesen Tag abbrechen. Leichte Motivierbarkeit und ein gewisser Grundgehorsam (Sitz, Platz, Bleib) sind von Vorteil, denn der Hund soll später durch das Sitz vor dem Opfer anzeigen, dass dies die gesuchte Person ist.

 

Für das Training benötigt man ein gut sitzendes Geschirr und eine ca. 5 Meter lange Leine. Als Leine empfehle ich eine Biothane-Schleppleine oder eine aus gummiertem Gurtband für den nötigen Grip. Außerdem rate ich dazu sich ein paar Schnittschutzhandschuhe anzulegen, denn vor allem in der kalten Jahreszeit kann es Probleme beim festen Greifen der Leine geben und sehr schmerzhaft sein, wenn die Leine durch die Hand rutscht. 

Das Geschirr erhält beim Trailen eine besondere Bedeutung, da es als eine Art Ankündigung zum Arbeiten dient. Benutzt man im normalen Alltag ebenfalls ein Geschirr, sollte man für das Mantrailing entweder ein anderes kaufen (da die Druckpunkte, die auf den Hund wirken, bei jedem Geschirr anders sind; Bps.: im Alltag wird ein Führgeschirr genutzt, für das Mantrailing ein Norwegergeschirr) oder man legt dem Hund vor dem Trailen ein Halsband an (man könnte auch ein Halstuch anlegen, Hauptsache man nimmt etwas, das NUR fürs Trailen benutzt wird, um den Hund nicht zu verwirren). Weiter benötigt man ganz tolle Leckerlies – Käsewürfel gelten dabei als sehr beliebt. Sobald der Hund verstanden hat, was seine Aufgabe ist, kann man auch das normale Futter als Belohnung nutzen. Achja und man braucht mehrere Menschen 😅. Man braucht zumindest neben dem Hundeführer pro Trail ein anderes Opfer (sonst verwirrt das den Hund, wenn der gleiche Geruch auf mehreren Spuren liegt) und eine Person – im Normalfall der Trainer – die zum einen den Weg des Opfers mitläuft, um so später kontrollieren zu können, ob der Hund noch auf der Spur ist und zum anderen beim eigentlichen Trail hinter dem Mensch-Hunde-Team herläuft, beobachtet und gegebenenfalls korrigiert.

 

Wie wird trainiert?
Zunächst wird „angetrailt“. Hierfür wird dem Hund der Duftstoff gezeigt. Das Opfer hat die Leckerlies bei sich und bewegt sich wenige Meter vom Hund weg. Der Hundeführer überlegt sich vorab ein Kommando für den Hund. „Trail“ bietet sich hier natürlich an
😉. Auf Kommando macht sich das Opfer interessant und lockt den Hund zu sich. Der Hund bekommt vom Opfer seine Belohnung, wenn er sich vor ihm hinsetzt. Dies wird ein paar Mal wiederholt (mit angemessenen Pausen dazwischen, am Stück trailt man so 3-4 Mal an), bis der Hund auf Kommando selbstständig zum Opfer läuft, ohne gelockt werden zu müssen.

 

Nun kann die Distanz zwischen Mantrailer und Opfer erhöht werden. Es können auch Ecken eingebaut werden (das Opfer geht um die Ecke und ist außer Sicht, während der Hund zusehen konnte). Sobald auch kurze Trails außer Sicht klappen, fängt man damit an, dass der Hund dem Opfer beim Weglaufen nicht mehr zuschaut. Er wird also erst zum Duftstoff gebracht, wenn das Opfer bereits versteckt ist. Ab da an steigert man stetig die Länge des Trails (nun macht man auch nur noch einen Trail, eine Pause und noch einen Trail). Für fortgeschrittene Mantrailer verstecken sich mehrere Menschen, wobei der Hund das richtige Opfer erschnüffeln muss. 

Die Leine ist beim Mantrailen immer auf Spannung zu halten. Der Hundeführer muss dementsprechend reagieren und die Leine auf- bzw. abwickeln, wenn der Hund seine Geschwindigkeit verändert. Der Mensch muss sich sozusagen dem Hund anpassen.

Mantrailing ist Hochleistungssport

Mantrailing soll im besten Fall überall einsetzbar sein. Deshalb müssen auch beim Training regelmäßig die Locations gewechselt werden. Da es sowohl im Wald als auch in Wohngebieten (also eigentlich überall) eine Unmenge an Gerüchen gibt, bedeutet das Erschnüffeln und Unterscheiden des Individualgeruchs ein Höchstmaß an Konzentration für den Hund. 

Es ist eine wunderbare Form der artgerechten Auslastung, da die natürlichen Triebe des Hundes aufgegriffen werden. Außerdem stärkt es die Bindung zwischen Hund und Halter, dass einmal Rollen getauscht werden und sozusagen der Hund das Sagen hat. Der Halter muss seinem Hund vertrauen und folgen. Man lernt so seinen Hund besser zu lesen. Das Selbstbewusstsein ängstlicher Hunde wird durch die Erfolgserlebnisse gestärkt und auch die Konzentration wird geschult. Hunde, die sich vorher von allem möglichen haben ablenken lassen, werden beim Folgen der Duftspur entgegenkommende Jogger, andere Hunde und selbst Hasen schnell links liegen lassen. 

Und tatsächlich:
Loki (der hibbeligste, unkonzentrierteste, chaosstiftende Border Collie mit ADHS) ist so unglaublich konzentriert beim Mantrailing, dass er alles andere ausblendet. Es ist ein riesen Spaß und so ein tolles Gefühl ihn so „brav“ zu sehen! Diese Erfolge schweißen uns als Team näher zusammen und geben uns die Möglichkeit andere Schwierigkeiten im Training zu vergessen. 

Wir sind durch unsere Hundeschule zum Mantrailing gekommen. Dort wird es alle 2 Wochen sonntags in der Früh angeboten. Ab und zu kommen ein paar Extratrails, wie z.B. im Altersheim oder bei Nacht, hinzu. Getrailt wird einzeln nacheinander. Die Hunde, die gerade nicht an der Reihe sind, warten im Auto. Jedes Team ist trailt zweimal, mit einer Autopause dazwischen. Auch wenn das nach nicht viel klingt, sollte man die 2 Trails nicht unterschätzen! Durch die hohe Konzentration werden die Hunde schon gut müde 😉.

Ich kann es jedem nur empfehlen Mantrailing mal auszuprobieren!

 

 

 

Bina & Loki 💙