Was wir von unseren Hunden lernen können

Ständig sind wir dabei unseren Hunden etwas Neues beizubringen: „Zieh nicht an der Leine“, Hier ist dein Platz“, „Sitz! Platz! Gib Pfote!“, „Ran“ - und ich bin mir sicher, dass das noch gar nicht alles war. Wir probieren den Hund so zu Formen, wie wir ihn gerne hätten und das schlimme dabei ist, wenn das nicht klappt, dann geraten wir so richtig in Rage. Warum versteht er das denn bloß nicht? Eigentlich ist er doch so schlau", denken wir dann. Mit immer mehr Unmut probieren wir , dem Hund etwas zu lernen und an einem Punkt hören wir dann doch mit dem Gedanken: „Das hat jetzt keinen Zweck“ auf. 

Ich möchte das Ganze einmal umdrehen, denn es gibt so Einiges, was wir von unseren Hunden lernen können. Es fängt damit an, dass er uns in der Regel eine Verhaltensweise nicht aufzwingen möchte, so wie wir es bei im versuchen. In bestimmten Situationen probieren Hunde uns sogar auf unser Verhalten aufmerksam zu machen. Vielleicht hat dein Hund nämlich gar kein Problem mit Hundebegegnungen, sondern du? Vielleicht kommst du nie zur Ruhe und dein Hunde läuft deshalb den ganzen Tag aufgescheucht durch die Wohnung anstatt in seinem Körbchen zu liegen und zu schlafen. Hast du schonmal darüber nachgedacht? Hunde versuchen häufig unser Verhalten zu spiegeln, in der Hoffnung, dass wir sie verstehen. 

Und damit bin ich auch schon bei meinem nächsten Punkt. Hunde sind sehr ausdauernd und geduldig. Um nicht zu sagen ausdauernder als wir, denn wenn unser Geduldsfaden reißt, dann lassen wir es, dem Hund zum 20. Mal zu erklären, dass er endlich aufhören soll etwas vom Boden aufzunehmen. Man merkt daran, dass der Hund einfach beharrlicher ist, als wir - und genau da liegt auch ein bisschen der Schlüssel in der Erziehung. Beharrlichkeit ist das A und O. Kannst du dich noch an das Video mit den Tassen damals erinnern „Immer einmal mehr wie du“ genau das sollte ab sofort dein Motto sein und nicht das deines Hundes. Beharrlichkeit kann übrigens auch in anderen (nicht allen) Lebenslagen hilfreich sein.

Was ich total faszinierend finde und wovon ich überzeugt bin, dass sich der Mensch eine Scheibe - wenn nicht sogar zwei - abschneiden sollte, ist die Eigenschaft, dass Hunde im Hier und Jetzt leben. Wir ärgern uns über die Vergangenheit und das hat Auswirkung auf die Gegenwart. Eigentlich blöd oder? Denn die Situation wäre entspannter, wenn wir sie auf sich beruhen lassen und den Moment, in dem wir gerade sind einfach genießen. Dasselbe gilt für die Vorfreude, wie oft sind wir schon enttäuscht wurden, wenn wir uns so sehr auf etwas gefreut haben? Einem Hund passiert das nicht. Er ist weder enttäuscht, noch ist er verärgert. Er lebt und genießt den Moment, den er mit seinem Menschen hat. Ich finde das wirklich beeindruckend, je länger ich darüber nachdenke.

Probiere es doch einfach beim nächsten Spaziergang aus: Keinen Gedanken an die Arbeit und deine ganzen Aufgaben zu verschwenden, sondern einfach nur mit deinem Hund spazieren zu gehen, die Natur wahrzunehmen, die rauschenden Blätter der Bäume, Vogelgezwitscher, blühende Blumen, die Sonnenstrahlen (oder den Regen) im Gesicht und deinen Hund neben dir. Das ist das Hier und Jetzt.

Kennst du das, du siehst jemanden und sofort bewertest du ihn in deinem Raster. Dann spricht derjenige mit dir und entweder schafft es die Person damit, dass dein Raster sich anpasst oder du bleibst bei dem ersten Eindruck, den du hattest. Hunde machen so etwas nicht. Sie schauen dich, morgens wenn du vor dem Spiegel stehst nicht an und denken, „Oh die sieht heute aber aus als wäre sie vom LKW überfahren worden." Wenn du im schicken Zwirn unterwegs bist, denkt dein Hund auch nicht „Aha für die Arbeit macht sie sich schick und wenn sie nachhause kommt, dann läuft sie in Jogger mit mir um den Block“. Hunde bewerten nie. Auch wenn du zum gefühlten 100. Mal deinem Hund erklärst, wie das Kommando „Platz“ funktioniert. Er sitzt nicht vor dir, weil er der Meinung ist, du könntest das auch netter zum ihm sagen. Er schaut dich an und führt das Kommando nicht aus, weil er dich nicht versteht.

 

Hunde sind eigentlich ziemlich einfach gestrickt oder? Und doch können wir so viel von ihnen lernen. 

Vielleicht konnte ich deine Sicht auf deinen Hund ein wenig verändern und vielleicht fängst du ja auch an, die eine oder andere Eigenschaft von deinem Hund zu adaptieren. 

 

Mir hilft es wahnsinnig gelassener zu sein, Prioritäten anders zu setzen und keine schnellen Vorurteile zu treffen. Denk doch einmal nach oder erinnere dich, an das Gelesene, wenn ihr eure Gassirunde dreht.