Ausgeträumt - Wenn eine Nachricht ein ganzes Leben verändert

Es begann im Oktober 2016. Ich war damals in meinem Auslandssemester in Holland, bei mir zu Besuch zwei meiner Studienfreunde aus Deutschland. Ein Blick in meinen Newsfeed auf Facebook schlug bei mir wie der Blitz ein. Ellas Bruder Walter war mit nur 1 1/2 Jahren verstorben - an Nierenversagen. Ich war zutiefst geschockt und konnte es nicht fassen. Ich machte mir Gedanken und telefonierte mit meiner Mama bis wir zu dem Entschluss kamen: Wir werden Ella untersuchen lassen, denn Ella sollte doch später auch einmal Welpen in unserer Zuchtstätte bekommen. 

 

Die geplante große Untersuchung im November 2016 rückte immer näher und mir wurde immer mulmiger zumute, aber es musste sein: Großes Blutbild, Urinuntersuchung mit UPC-Auswertung, Ultraschall, SDMA-Test. Der UPC-Wert und das Blutbild ließen uns zunächst aufatmen. Anders sah es dann mit dem Ultraschall und dem SDMA-Ergebnis aus. Der SDMA-Test, welcher ein Früherkennungstest für eine chronische Nierenerkrankung ist, kam mit einem unerwarteten Ergebnis: zu hoch. Unser Tierarzt riet uns, den Test nach zwei Wochen noch einmal zu wiederholen, wir sollten nicht in Panik ausbrechen, schließlich geht es Ella ja gut, man merkt ihr nichts von alledem an. Sie sieht gesund aus und ist ein fröhliches Hundekind. Der zweite SDMA-Wert lag dann genau auf der Grenze. Tja, ein bisschen erleichtert waren wir, aber wir ließen einen zweiten Ultraschall von einer Ultraschallspezialistin in Nordhausen machen, welche uns - so wie unser Haustierarzt bereits diagnostiziert hatte - bestätigte: die linke Niere ist stark unförmig und nicht in der richtigen Struktur, die rechte Niere ist morphologisch auch kein Prachtstück, aber noch ok. Sie beruhigte uns und hat empfohlen, Ellas Fress-/Trinkverhalten zu beobachten, einige Tage lang ein Trinkprotokoll zu führen… Die Nieren sehen normalerweise bohnenförmig aus (schön flach, so wie Kindneybohnen) – bei Ella aber leider nicht. Ein ganzes Jahr lang haben wir uns das immer wieder schön geredet … es geht ihr doch gut, sie sieht doch klasse aus. Es wird schon nicht so schlimm sein. Nobody is perfect…

 

Im November 2017 ging es dann zur Kontrolle. Das Blutbild wies keine Besonderheiten auf. Der Tierarzt sagte: „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben einen kerngesunden Hund.“ Zu unserem Pech funktionierte das UPC-Messgerät nicht. Also gab es auch keine Auswertung. Das Blut für den SDMA-Test musste wieder ins Labor geschickt werden. Wir saßen auf Kohlen. Das Ergebnis war leider wieder ernüchternd. Der Wert war wieder höher, als er sein sollte. Wir entschieden uns nun, auch den UPC-Test nachzuholen und stellten uns dazu noch einmal beim Tierarzt vor. Dieses Mal war aber auch der UPC-Wert viel zu hoch. Also machten wir nun einen Termin in der Tierklinik Norderstedt bei dem Nierenspezialisten. 

 

 

Letzten Montag hatte ich frei, weil wir in der Tierklinik waren. Auch der Spezialist konnte uns leider keine bessere Nachricht geben als bereits der Haustierarzt und die Ultraschallspezialistin. So wie diese, diagnostizierte auch er eine chronische Niereninsuffizienz im frühen Stadium. Er wertete noch einmal die Urinprotein/-Kreatinkonzentration aus, dieses Mal zog er den Urin sogar unter Ultraschall direkt aus der Blase. Der Arzt sagte mir, bei den Werten (SDMA und UPC) die Ella hat, kann man sogar davon ausgehen, dass beide Nieren nicht richtig funktionieren. Jetzt bekommt Ella täglich Tabletten, ACE-Hemmer.

Der Traum von einem Wurf mit Ella ist nun ausgeträumt, alle Pläne plötzlich futsch. Ella wird niemals Welpen bekommen. 

Solange es Ella aber gut geht, möchte ich weiterhin auf Ausstellungen mit ihr gehen. Denn daran haben wir beide viel Spaß. Bloggen werden wir selbstverständlich auch weiterhin, das steht außer Frage. Vielleicht können wir mit diesem Thema ja ein bisschen für Aufklärung sorgen und auch anderen helfen und Kraft schenken. Den Kopf in den Sand stecken, hilft ja nicht. Niemandem.

 

 

Was ich mir wünsche, ist mehr Offenheit zwischen Rüdenbesitzern und Züchtern, auch Züchtern untereinander. Jedes Wissen, alle Erfahrungen über Zuchtlinien oder Vorfahren auf den Ahnentafeln erweitert den Horizont. Das sollte nicht als ein „Schlechtreden“ verstanden werden.  Man sollte Verpaarungen nicht immer am Erfolg der Hunde auf Ausstellungen messen, sondern auch hinter die Kulisse schauen. Hinter so mancher Verpaarung stecken Schicksale - Schicksale von Tieren, Menschen, Züchtern oder Deckrüdenbesitzern. Diese Offenheit ist mir ein Anliegen und darum habe ich diesen Beitrag verfasst und ich werde in den nächsten Monaten immer wieder Updates zu Ellas gesundheitlicher Verfassung geben. Wir haben einen steinigen Weg vor uns und wir wissen noch nicht genau, wo er uns hinführt, aber wir werden ihn gemeinsam gehen bis zum Ende. Ella gibt mir im Moment von ihrer Stärke ab und wenn es ihr schlechter gehen wird, dann werde ich ihr von meiner Stärke abgeben. Wir sind eben ein Team, das durch dick und dünn geht.